Wer denkt, dass man zum Auswandern nur genug Geld und Zeit mitbringen muss,
liegt leider falsch. Die Vorbereitungen finden schon im Ursprungsland statt!
Meine Frau und ich sind beide ziemlich organisiert und durchgeplant, wenn wir etwas angehen, ob es nur ein Kurzurlaub, ein Umzug oder eben das Auswandern ist. Wir versuchen möglichst viele Eventualitäten mit einzukalkulieren, auch wenn die Realität dann immer anders aussieht. Vor allem wenn man das Land nicht kennt, kann man sich einfach nicht gut genug vorbereiten. Es geht immer etwas schief, darauf sollte man gefasst sein.
Eines der ersten Punkte, die man angehen sollte, vor allem wenn man einen
unbefristeten Arbeitsvertrag hat, ist seinen Arbeitgeber zu informieren. Ich kündigte meinen Vorgesetzen also frühzeitig an, dass ich auswandern werde.
Jennifers Arbeitsvertrag lief Anfang unseres Auswanderjahres aus. Im Anschluss war sie voll damit beschäftigt sich um unseren Papierkram zu kümmern: Kündigungen von Verträgen, Zusammenstellung
von benötigten Dokumenten und der Antragsstellung für den Aufenthalt in Paraguay.
Wir hatten uns aus diversen Gründen dazu entschieden frühestens im Juni und
spätestens im Oktober abzureisen. Ich hätte ggf. noch bis Juli gearbeitet, um meinem Arbeitsgeber entgegen kommen zu können.
Da ich mich mit meiner Firma leider nicht einigen konnte, habe ich mich – nach langem Überlegen und einigen Diskussionen mit meiner Frau – entschieden zu kündigen. Dies hatte natürlich einige
finanzielle Nachteile zur Folge. Aber Gesundheit ist nun einmal wichtiger als Geld, darauf bestand vor allem meine Frau. Erst recht, wenn man ca. 15 Jahre in
dieser Firma gearbeitet hat.
Nachdem ich zum März gekündigt hatte, habe ich angefangen mich mit der Planung und Durchführung des Auswanderns und dem Aufbau von Webseiten zu beschäftigen. Aber allem voran stand meine Gesundheit im Vordergrund. Dies hatte sich natürlich auch auf unsere gesamte Finanzsituation ausgewirkt. Also entschlossen wir uns dazu einen kleinen Kredit aufzunehmen, um unser Vorhaben erfüllen zu können.
Ich hatte noch einiges an Aktien, die ich nach Verlassen der Firma auflösen
konnte. Dies hat es uns ermöglicht die letzten Monate in Deutschland über die Runden zu kommen und unsere Ausreise zu finanzieren.
In weiser Voraussicht sind wir im Januar für einige Monate zu meiner Mutter gezogen. Dadurch konnten wir zumindest die Mietkosten einsparen und unsere Möbel verkaufen.
Im April ging es dann zur Sache und wir haben unseren Ablaufplan abgearbeitet. Dem zufolge kam eine Entscheidung wann wir loswollten. Unsere Flugtickets wurden gebucht, Hotelaufenthalt, und Antragsstellung für unseren Aufenthaltstitel (Cedula) angegangen. Außerdem haben wir nach Jobs gesucht und erste Termine für Häuserbesichtigungen vereinbart.
Wir waren gerade so im Zeitplan, als ich im Mai unerwarteter Weise meine Tante verlor und wir kurzfristig mit meiner Mutter und Jennifer nach Izmir reisten. Als wir von dort wieder zurückkamen, hatten wir kaum noch 3 Wochen bis zu unserer Abreise. Außerdem hatte es auch unsere Finanzen negativ beeinflusst. Die Bewerbungsphase war auch für die Katz, da wir durch die plötzliche Reise einiges absagen mussten. Da standen wir also mit zu wenig Geld, keine Jobs, die genügend einbringen würden und der Sohn meiner Tante, mein Buddy aus meiner Jugend, benötigte jemanden in diesen schweren Zeiten.
Wir waren schon am Überlegen ob wir die Abreise verschieben, als meine Mutter eine Überraschung für uns bereithielt. Ich habe meiner Mutter seit Jahren versucht finanziell zu unterstützen. Sie hat aber immer etwas davon abgezweigt und in meinem Namen angespart. Dieses Geld hat sie mir in der letzten Woche in Deutschland übergeben. Natürlich waren wir überglücklich darüber, denn es hat uns nicht nur ermöglicht ohne Geldsorgen abzureisen, vielmehr hat es uns die Möglichkeit gegeben unsere Pläne ein weiteres Mal abzuändern.
Der originale Plan war es ja, dass Jennifer als Online-Assistentin das Einkommen generiert und ich mich mit der Gestaltung von Webseiten beschäftige. Ihre Bewerbungsphase verlief auch nicht schlecht. Allerdings wäre das eine sehr stressige Arbeit gewesen mit vermutlich mehr Stunden als beabsichtigt.
Also entschieden wir uns einen Teil des Geldes zu reinvestieren, um genau zu sein in Jennifers Weiterbildung. Unser Endziel beim Wandel zum Digital Nomad war es, dass Jennifer mit Sprachunterricht, Übersetzungen und Transkriptionen das Geld verdient. Das sind Sachen, die sie einfach sehr gerne macht im Gegensatz zum Online-Assistent.
Wir beschlossen, dass Jennifer ihre Zertifizierung (TEFL) zur Online-Sprachlehrerin macht und direkt auf diesem Wege an ihr Endziel gelangt. Da sie in dieser Zeit nicht arbeiten würde, fehlte uns unser Haupteinkommen. Genau hier kommt das Geld von meiner Mutter zum Einsatz. Bei ca. 1000,-€ Ausgaben pro Monat hält uns das ca. 6-7 Monate über Wasser. Was bedeutete, dass wir spätestens ab 2019 wieder ein Einkommen benötigen.
So verliefen die letzten Monate in Deutschland so ganz und gar nicht wie wir es geplant hatten.
Durch diese ganze Umplanung in letzter Sekunde, flog die Zeit sehr schnell an uns vorbei und schon kam der Tag der Abreise. Irgendwann dazwischen haben wir es sogar geschafft all unsere Sachen in Kartons zu verstauen, zum Geburtstag meiner Mutter grillen und 1 Tag vor der Abreise unsere Dokumente zu komplettieren.
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